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Agath
Quelle: Montafon, Autor: Julia Mangeng
Foto: Julia Mangeng, Projekt Loccata
Beschreibung
Agath wird von Hans Barbisch, der 1922 ein umfassendes Werk über Vandans verfasste, als „beraster, herrlicher Buchenhain“ bezeichnet. In der Sage zu diesem Standort geht es um einen „Butz“, um ein Geisterwesen also, das hier in der Nähe sein Unwesen trieb.
1) Über den Namen Agath und über die Bütze
Es ist ungeklärt, woher die Bezeichnung „Agath“ stammt. Sie wird in unterschiedlichen Urkunden erwähnt, erstmals im Jahr 1480. Es könnte sich dabei um den weiblichen Namen Agathe handeln, der die Besitzerin einer Gadenstatt im unteren Ladritschtobel bezeichnet. Ein solcher Gaden beziehungsweise ein solcher Stall findet sich auch in den zwei folgenden Sagen wieder. Was die „Bütze“ betrifft, so nehmen diese eine prominente Stellung in der Vorarlberger Sagenwelt ein. Bei diesen Gestalten handelt es sich um Geisterwesen, die andernorts beispielsweise als Zwerge, Haus-, Wald- oder Berggeister bezeichnet werden. Über ihr Aussehen ist wenig bekannt. Sie seien klein, bucklig, langohrig und hätten graue oder kohlschwarze Haare. Im Montafon sind vor allem die Alpbütze zu Hause, und man war der Meinung, die Geister würden jedes Mal im Herbst nach Abzug der Sennen und Hirten die Alphütten beziehen. Bütze werden einerseits als gemeine, hässliche und gefährliche Wesen beschrieben, die den Menschen das Leben schwer machen und ihnen Angst einjagen. Andererseits werden sie aber auch als hilfsbereit und gutmütig dargestellt und leben manchmal sogar mit den Menschen friedlich unter einem Dach zusammen.
2) Der Stallbutz
Der Bläsi von St. Anton war ein hünenstarker Mann. Einmal – es war in der Sylvesternacht – zog ein Rudel junger Burschen singend und jauchzend durch Vandans. „Du Bläsi,“ sagte einer, „was gilt´s, du traust di eh net i´d s Batzawörts Ställi ußi?“ - „Des wär net übel!“ (1) antwortete der Angesprochene und verschwand. Was er dort erlebt, das hat er später selbst erzählt. Er öffnete die Stalltür und rief: „He Butz, bist etschas nutz, sa komm!“ (2) Richtig kam der Butz, packte den Bläsi bei der Gurgel und warf ihn auf den Rücken. Wie der Butz ausgesehen habe, wusste er nicht zu sagen. Bläsi erhob sich und sprang schnurstracks der Ill zu. Mitten in der Ill blieb er stehen und schaute sich um. Da sah er nichts als ein auf- und niederflackerndes Licht. Eine Stimme aber rief: „Loß d´Vandanser Bütz in Rua und gang Santatöni zua!“ (3)
3) A Bitz vom alta Vandans
Alois Schoder erzählte einst: Manchmal, besonders wenn die Männer unter sich waren, erzählten sie abwechselnd die gruseligsten Gespenstergeschichten, so dass sie sich im nächtlichen Dunkel dann kaum noch heim getrauten. An einem stürmischen Herbstabend, als der Wind draußen gar unheimlich um die Wände pfiff, dass man keinen Hund vor die Türe jagen mochte, saß ich als 15-jähriger Bub mitten unter ihnen. Einer aus dieser Runde, Wisis-Chresta genannt, der ein großer und starker Mann war, sagte folgendes über das Agath: „[...] was ich auf dem Agathställi droben am Tobel erlebte, das sag ich keinem Menschen. Nicht um tausend Gulden brächte mich einer bei Nacht noch einmal dort hinauf!“ Ich muss wohl ein spöttisches Gesicht gemacht haben, denn der Böschner-Fideli, der mir gegenüber saß, brauste auf einmal zu mir gewandt auf: „Du bruchst scho net a so spottlächla, du rotziger Lusbuab, du dreckiger! Du wörst scho noch amol inna werda, daß as noch mangs git zwischet Himmel und Erda, was du hüt noch net wäscht!“ (4)
1 „[...] was gilt es, du traust dich eh nicht in Batzawörts Stall hinaus?“
2 „He Butz, bist du etwas nutze, so komm!“
3 „Lass die Vandanser Bütz in Ruh´ und gehe nach St. Anton zu!“
4 Du brauchst nicht so spöttisch zu schauen, du verrotzter Lausbub, du dreckiger! Du wirst schon noch einmal merken, dass es noch vieles gibt zwischen Himmel und Erde, das du nicht weißt!“