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Barockkirche Bartholomäberg
Quelle: Montafon, Autor: Montafon-Projekt der Goethe-Universität Frankfurt am Main / Texte: Prof. Dr. Rüdiger Krause und Mitarbeiter, Institut für Archäologie Wissenschaften der Goethe-Universität Frankfurt am Main
Beschreibung
Sichtbarer Wohlstand
Der Bergbau hat den Einwohnern früh einen gewissen Wohlstand verschafft. So war der Ort wahrscheinlich die erste Pfarre im Montafon. Hinweis darauf ist etwa das Vortragekreuz von 1225/50, von dem ein Duplikat in der Kirche ausgestellt ist. Später gab es hier sogar zwei Priester, wie das Pfarr- und das Frühmesshaus belegen. Beeindruckend ist die prächtige barocke Gestaltung der Wallfahrtskirche, die sie um 1740 erhielt. Besonders herausragend sind auch der spätgotische Flügelaltar, der vermutlich von Knappen der Bergbauheiligen Anna geweiht wurde und die klangschöne Orgel.
Pfarrkirche Bartholomäberg – die älteste Kirche des Montafons
Die Barockkirche in Bartholomäberg ist die älteste und die schönste Dorfkirche des Landes Vorarlbergs. Dafür sprechen die Lage, die Architektur und die bedeutenden Kunstschätze aus romanischer, gotischer und barocker Zeiten.
Der Bergbau bringt Wohlstand ins Tal
Der Bergbau im Mittelalter brachte Wohlstand in die Talschaft, der sich heute noch an unterschiedlichen Denkmälern ablesen lässt. Die archäologischen Funde vom Kristberg aus der Zeit um 1300 zeigen bereits eindrücklich, dass die Bergleute gut gestellt und vergleichsweise wohlhabend waren. Weithin sichtbarer Ausdruck dieses Wohlstandes sind die Bergknappenkapelle auf dem Kristberg und vor allem die prächtige Bartholomäberger Pfarr- und Wallfahrtskirche St. Bartholomäus, die die älteste Kirche im Tal ist. Ihr heutiges Erscheinungsbild wird durch die 1729 begonnene und 1743 vollendete Barockkirche geprägt. Diese geht auf mindestens zwei ältere Kirchenbauten zurück, um 1100 soll hier bereits eine eigene Pfarrei bestanden haben. Im Jahr 1350 wird sie als Mutterkirche der Pfarren Schruns und Silbertal bezeichnet.
Vortragekreuz und Bergknappenaltar
Aus der wechselvollen Baugeschichte der Kirche sind zwei Denkmäler erhalten, die sich mit dem Wohlstand der Gemeinde und mit dem Bergbau in Verbindung bringen lassen: Das spätromanische Vortragekreuz und der spätgotische St. Anna- oder auch Knappen-Altar genannte prächtige Flügelaltar, der die Jahreszahl 1525 trägt.
Das Vortragekreuz wurde zwischen 1225 und 1250 in Limoge in Südwestfrankreich hergestellt und zählt zu einer Gruppe kostbarer Vortragekreuze, die in unterschiedlichen Ausführungen hergestellt wurden. Das Bartholomäberger Kreuz besitzt einen Holzkern, der mit vergoldeten Kupferplatten verkleidet ist, die mit Emailierungen und mit Edelsteinen versehen sind. Ein so kostbares Kreuz konnte sich nur eine sehr wohlhabende Gemeinde leisten und ist zweifellos ein Spiegelbild des Wohlstands aus dem Bergbau.
Sehr viel unmittelbarer wird der Bezug der Bartholomäberger Pfarrkirche zum Bergbau durch den spätgotischen Bergknappenaltar ersichtlich. Der wohl 1525 gefertigte Flügelaltar war vor dem barocken Neubau der Hochaltar der Kirche und ist der heiligen St. Anna als zweiter Kirchenpatronin geweiht. Die Reliefs des Mittelschreins und seiner Flügel mit St. Anna, St. Barbara und Daniel legen die Vermutung nahe, dass es sich um einen Altar der Bergleute handelte. Letzte Zweifel werden beseitigt, denn auf dem linken Flügel sind unten die heilige Agatha und der heilige Egidius als Bergbaupatron mit einem Bergbauhammer und einer Erzstufe in der linken Hand dargestellt.
Spätgotische Spuren
Die spätgotische Zeit wird in der Bartholomäberger Kirche an mehreren Stellen fassbar. Der Chor ist noch spätmittelalterlich, auch wenn das 18. Jahrhundert eine Barockisierung vornahm. Deutlich erkennbar wird dies vor allem in der Sakristei, die noch ein schönes spitzbogiges Portal und ein Rippengewölbe aus dem ausgehenden 15. Jahrhundert zeigt. Der Knappenaltar im Langhaus erinnert ebenfalls an die späte Gotik. Der Flügelaltar ist der hl. Anna geweiht, die als zweite Kirchenpatronin vor allem in der Zeit um 1500/25 im ganzen Alpenland eine reiche Verehrung erfuhr. Auf den Flügeln werden die hl. Agatha und der hl. Eligius (mit Erzstufe in der Hand) als Bergbaupatrone ersichtlich; der hl. Theodul (mit dem Teufelchen und der Glocke) wiederum erinnert an den Hintergrund der Walsereinwanderung im späten Mittelalter.
Ein barockes Gesamtkunstwerk
Im späten 17. Jahrhundert begann die Barockisierung mit dem Kirchturmbau, der sich in seiner süddeutschen Form am Kirchturm von St. Laurentius in Bludenz orientiert. In Bludenz war ein bayerischer Bausachverständiger tätig, und so erklärt sich der Eingang süddeutschen Formenguts im südlichen Vorarlberg. Die Innenausstattung entstand gegen die Mitte des 18. Jahrhunderts und ist ein Vorzeigewerk des bedeutenden Tiroler Bildhauers Andreas Kölle (1680-1755) aus Fendels, der mit seiner Werkstätte die Altäre (das Hochaltarbild stammt aber vom Konstanzer Maler Jacob Carl Stauder) und die Kanzel errichtete (1736/46). Die Altäre und theatralischen Figurendarstellungen (etwa mit dem hl. Johannes von Nepomuk am Hochaltar und seinem assistierenden Engel) vermitteln am deutlichsten das barocke Formgefühl. Josef Klemens Witwer und Josef Anton Renn aus Imst haben Ende des 18. Jahrhunderts noch die Chorbogenfiguren geschaffen. Darunter befindet sich der Kirchenpatron Bartholomäus, dessen beigefügter Engel sein Attribut, das Messer, trägt.