Ein typisches Walserhaus in Bödmen

Altes Walserhaus
Altes Walserhaus
Altes Walserhaus
Altes Walserhaus

Beschreibung

Von Rossstall bis Pestloch – die Besonderheiten eines Walserhauses.

Dieses Haus wurde 1552 ursprünglich als Einraumhaus erbaut, 1557 erfolgte eine Erweiterung. Wie alle Walserhäuser schaut es mit der Giebelfront quer zur Talachse. Typisch für die alte Hausform im Tal ist auch der zur Sonne gewandte Eingangsbereich, die sogenannte „Brüüge“. Es handelt sich hier um einen auf zwei Seiten von den Hauswänden abgegrenzten und von der Altane überdachten freien Raum. Dieses hölzerne Podium ist eine gemütliche, nur im Walsertal zu findende Einrichtung, die mit ihrem Klapptisch und Bank an der Wand zum Verweilen einlädt. Eine Besonderheit ist das mit Steinen beschwerte Schindeldach, das „Schwoardach“. In der dritten Erweiterungsphase 1602 wurde nordostseitig ein zweiter Keller, eine Kammer und Oberkammer angebaut sowie die Küche unterkellert.

In der vierten Bauphase 1694 erhielt das Haus seine jetzige Form durch den Anbau von Roschtel (Pferdestall), Vorratskammer und Holzschopf. Der Roschtel erinnert an intensive Säumerdienste der Walser im 18. Jahrhundert. Sie transportierten auf Pferden wichtige Waren, z.B. Salz, Wein, Seide, Schmucksachen, Werkzeuge, Molkereiprodukte u. a. über Tirol bis nach Italien. Im Jahr 1708 waren 116 Pferde im Tal registriert. Mit dem Bau der Arlbergbahn 1884 endete diese Ära. Auf der Kellermauer, die ca. 20 cm vorspringt, ruht der ganz in behauenen Fichtenstämmen und mit Hartholznägeln (Dübel) massiv „gestrickte“ Holzbau. Im 17. Jahrhundert erhielt das Haus einen Kamin und Ofen. Dieser aus Steinen gemauerte und mit Lehm verputzte Gupfofen wurde im Jahre 1950 durch einen Kachelofen ersetzt. Im Erdgeschoss befinden sich die Stube (5,7 m im Quadrat), die Kammer (Schlafzimmer) und die Küche, sowie der seitliche Vorbau, früher Rossstall, jetzt Werkstatt.

Das Wand- und Deckentäfer der Stube stammt aus dem 17. Jahrhundert, der Hausaltar und die Stubentüre mit beidseitiger barocker Bemalung aus dem 18. Jahrhundert. Die Küche, eingebaut im 17. Jahrhundert, hatte bis 1938 einen offenen Kamin. Ihr Rauchgewölbe diente bis vor etwa 8o Jahren zum Räuchern von Selchfleisch. Sie liegt wie bei allen Walserhäusern nordwärts auf der Schattenseite, während die Stube an die Südwestseite gebaut ist. Die Raumhöhe beträgt ca. 1,95 m. Im darüber liegenden Stock liegen Oberstube, Oberkammer, ein Gang mit Kamin und im Hinterhaus  eine Kammer (früher auch Speicher zur Aufbewahrung der Lebensmittel). Im Flur des Obergeschosses steht ein mit Ochsenblut bemalter Schrank (16. Jahrhundert). Den Dachboden nennt man hier „Chatzadiile“. Im Giebelfeld des Hauses hängt ein Kruzifix im Nazarenerstil. Die kleinen Doppelfenster (49 x 62 cm) sind versprosst und mit Schiebern versehen. Nur die Kammer hat ein großes Fenster, das durch ein Eisengitter, den „Gräms“, geschützt ist. In wenigen Walserhäusern ist noch das „Pestloch“ zwischen „Brüüge“ und Stubenfenster zu sehen. Die Pestkranken im 17. Jahrhundert wurden hier von außen versorgt bis sie der Schwarze Tod holte.

Zu diesem Bauernhaus gehört auch ein bergseitig gelegenes Stallgebäude, das entsprechend dem Walser Siedlungstyp etwa einen Steinwurf weit entfernt liegt. Diese Anordnung entspricht dem burgundischen Brauch, nicht aber dem alemannischen, wo Menschen, Vieh und Futter unter einem Dach vereinigt sind.

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