Matrashaus

Quelle: ÖTK - Zentrale, Autor: ÖTK, www.oetk.at

Hochkönig Panorama mit Matrashaus (Nordseite) in der Abendsonne
Matrashaus (Westseite) am Gipfel des Hochkönig
Matrashaus am Hochkönig mit "Übergossene Alm"
Matrashauses (Ostseite) von der Übergossenen Alm aus
Matrashaus im Winter; der Anraum wächst entgegen die Windrichtung
"Mutter Radacher", eine von Kraft und Größe strotzende Frau aus einer Familiendynastie, war erste Pächterin der Gipfelhütte

Die Hütte

Das Franz Eduard Matrashaus, auch Matrashaus genannt, ist eine Schutzhütte des Österreichischen Touristenklubs. Sie thront direkt am Gipfel des Hochkönigs im österreichischen Teil der Berchtesgadener Alpen und zählt damit zu den höchst gelegenen Schutzhütten in den Ostalpen.

"Der Teufel", riefen sie, "soll dir Obdach geben, wir brauchen keinen ungebetenen Gast."

Weithin erhebt sich der mächtige Gebirgstock des Hochkönigs mit seinem ausgedehnten Gletscher- und Firnfelder der übergossenen Alm. Auf dieser nun vom ewigen Eis starrenden Fläche lagen einst mitten im freundlichen Waldesgrün saftige Wiesen und Matten, wo kniehohes Gras wuchs und friedliche Rinderherden der üppigen Weide nachgingen. Warum das Gefilde heute unter dem Eis begraben ist, darüber erzählt eine Sage der "Übergossenen Alm".

Bewegte Geschichte

 An selber Stelle wurde bereits 1856 die erste Hütte von Mitterberger Knappen errichtet. 1894 wollte der ÖTK ein Schutzhaus für Wanderer errichten.  Thronfolger Franz Ferdinand befürchtete eine Ruhestörung seiner Jagdreviere. Den Herren des Österreichischen Touristenklubs gelang es erst, ihn für ihre Pläne zu erwärmen, als sie das Haus "Kaiser Franz Joseph-Jubiläums-Schutzhaus" nannten. So wurde das Schutzhaus 1894 eröffnet und bot 25 Personen Unterkunft. Thronfolger Franz Ferdinand von Österreich wollte das Haus wieder abreißen lassen, weil die Hütte ihn in seinem Jagdgebiet störte. Auch die Bergwanderer waren ihm ein Dorm im Auge, die angeblich das Wild auf den Wanderpfaden seines Reviers verjagten.

Der erste Präsident des ÖTK, Franz Eduard Matras, sprach persönlich beim Kaiser vor. Der Alpinist behauptete sich letzten Endes gegen den Habsburger und verhinderte die Abtragung des Schutzhauses. Seit 1932 trägt die Schutzhütte am Hochkönig seinen Namen. Nachdem die Hütte vom damaligen Hüttenwirt Hermann Hinterhölzl ab 1978 von Grund auf renoviert wurde, brannte sie 1982 nach einer Zündelei von Bergsteigern bis auf die Grundmauern nieder. 1985 wurde das heutige Matrashaus wieder eröffnet. Im Herbst 1998 übernahm der Nachfolger Roman Kurz als Pächter die Hütte. "Mutter Radacher", aus einer Familiendynastie, die heute noch das Berghotel Arthurhaus bewirtschaft, war übrigens erste Pächterin der Gipfelhütte.

Laut einer Studie des VAVÖ (Verband alpiner Vereine Österreichs) von 1999 ist das Matrashaus eine beispielhaft umweltfreundlich geführte Schutzhütte. Die Schutzhütte des ÖTK kann sich völlig autark mit Energie versorgen und erhielt dafür den europäischen Solarpreis für Österreich. Im Laufe der Jahre wurde durch großen finanziellen Aufwand des ÖTK die Umwelttechnik auf dem Matrashaus zunehmend optimiert, um neben den gestiegenen Behördenauflaugen auch den zunehmenden Bedürfnissen der Gäste gerecht zu werden. Im Jahr 2009 wurde die komplette Energieversorgung optimiert.

Ver- und Entsorgung

Die exponierte Lage macht nicht nur den Aufstieg zeitaufwändig und mühevoll, auch die Ver- und Entsorgung gestaltet sich schwierig und teuer. Die Hütte wird per Hubschrauber (Heli Austria) versorgt. Oft herrschen ungünstige Flugbedingungen. Nebel, starkem Wind oder ein unerwartetes Gewitter machen einen Flug unmöglich. In den letzten zehn Jahren konnten nur etwa 20 % der Flüge zum geplanten Termin durchgeführt werden. Die bereits in Flugsäcke verpackten Lebensmittel mussten wieder ausgepackt werden und in einen Lagerraum transportiert werden. Klappt es dann endlich, werden leere Fässer, Müll und auch die Abwässer und Fäkalien ins Tal geflogen. 

Wasserversorgung

Die Bereitstellung von Wasser ist am Gipfel des Hochkönig kompliziert: Es wird Regen- und Gletscherwasser gesammelt und mit einer Solarpumpe ca. 120 Höhenmeter hinauf zur Hütte gepumpt. Leider haben wir nicht beständig genügend Wasser zur Verfügung. Es gibt keine Duschen, sondern nur einen Waschraum mit kaltem Wasser, der bei Wasserknappheit geschlossen bleibt. Wassersparen ist also oberstes Gebot für alle Gäste des Hauses.

Trinkwasser ist kostenpflichtig

Das Wasser in den Waschräumen ist kein Trinkwasser sondern nur Regen- oder Gletscherwasser. Trinkwasser fliegen wir mit dem Hubschrauber auf die Hütte, weshalb es nicht kostenlos abgegeben werden kann: 0,5 l á € 2,30. Übernachtungsgäste erhalten 1,5 Liter PET Flaschen zum Mitnahmepreis von € 3,90.

Abendessen à la carte

Auf dem Matrashaus gibt es keine Halbpension, sondern man kann das Abendessen von der Karte aussuchen. Frischgekochte einheimische Kost, von der kalten Bergsteigerplatte über Tiroler Gröstl bis hin zu Gulasch und Kaiserschmarren. Eine Stunde vor dem Abendessen beginnt der Wirt mit den Vorbereitungen. Danach wird nur noch eine eingeschränkte Speisekarte angeboten.

Frühstück inbegriffen

Brot, Butter, verschiedene Sorten Marmelade, Honig, Schokoladencreme, Müsli, wahlweise Tee und Kaffee. Das Frühstück ist im Übernachtungspreis inbegriffen.

Übernachten im Matrashaus

In klaren Nächten ist man auf dem Matrashaus den Sternen sehr nah. Mit etwas Glück lässt dich Hüttenwirt Roman durch sein Teleskop blicken. Mehr als 100 reguläre Schlafplätze laden zum Nächtigen ein, allerdings gibt es weder in den Zimmern mit Betten noch in den Matratzenlagern Bettwäsche. Deshalb ist die Mitnahme eines Hüttenschlafsacks erforderlich. Pro Schlafplatz sind idR zwei Decken vorhanden. 

Auf dem Matrashaus wird ab Nachmittag kein Wanderer mehr nach Hause geschickt – jeder erhält einen Schlafplatz, auch wenn es im Notfall eben der Notraum sein muss, die aber erst zur Hüttenruhe um 22:00 Uhr vergeben werden. Erfahrungsgemäß sollte man an schönen Wochenenden nicht später als 16:30 bis 17:00 Uhr auf der Hütte eintreffen. Wer später kommt, muss mit Notlagern rechnen. Reservierungen nimmt der Hüttenwirt gerne entgegen. Für die Reservierung einer Nächtigung von Samstag auf Sonntag ist eine Gebühr von € 10,- zwingend.

Ausstattung

Beim Eingang gibt es einen Schuhraum mit Schuhtrockner, der aber nur bei Betrieb des Blockheizkraftwerk (Stromaggregat mit Wärmerückgewinnung) eingeschaltet werden kann. Es stehen Gäste-Pantoffel bereit. Im Hochparterre sind Küche und die beiden Gaststuben angeordnet. Insgesamt sind rund 85 Sitzplätze vorhanden. Wenn es eng wird und man ordentlich zusammen rückt haben auch gut hundert Personen Platz. Es gibt zwei Kompost-Toiletten, für Herren zusätzlich ein Pissoir. Bezahlt wird bar. Der Handyempfang ist gut (2G-Netz).

Hunde

Hunde sind in der Hütte nicht erlaubt. Es wird auch nicht empfohlen, mit Hunden den Hochkönig zu besteigen. Steigleitern, steiles und scharfkantiges Gelände und messerschafre Schneekristalle führen unweigerlich zu blutigen Pfoten. Die Wasserknappheit lässt Hundebesitzer ohnehin wieder auf halbem Weg umkehren. Wer's doch riskiert: Mitgenommen werden muss neben eigenen Proviant und der Wasserversorgung auch eine Notfallapotheke. Hunde sind im Umfeld der Hütte an der Leine zu führen und müssen auch bei Schlechtwetter und über Nacht Draußen bleiben. Ein Geschirr mit kurzer und langer Leine, Füßlinge, Decke und Handtücher dürfen im (Hunde-)Rucksack nicht fehlen. Das zusätzliche Gewicht zerrt an der Kondition und der steile Abstieg wird zur Tortur für Hund und Herrl. Bitte verzichte daher auf die Mitnahme deines Hundes.

Aussicht

Bei Schönwetter bietet dir das Matrashaus ein überwältigendes Panorama. Von hier aus kann man vom Toten Gebirge bis zum Glockner und zur Zugspitze auf über 200 Dreitausender blicken.

Übergänge zu Nachbarhütten

  • Erichhütte auf der Schönbergalm, 1545 müA, Tel: +43 (0)664 2643553
  • Bertgenhütte (Selbstversorgerhütte des ÖTK) am Fuße des Hochseiler, 1846 müA
  • Wildalmkirchl Biwak (Biwakschachtel des ÖTK) unterhalb des Wildalmkirchl, 2461 müA
  • Riemannhaus am Sommerstein, Tel: +43 (0)6582 73300, Gehzeit ca. 6 Stunden

Zustiege zum Matrashaus

Auf den Hochkönig führen von allen Seiten sehr lange und anstrengende Wege, die gute Kondition und alpine Erfahrung erfordern. Der kürzeste Aufstieg zum Matrashaus ist vom Berghotel Arthurhaus in Mühlbach am Hochkönig. Durch das mehrmalige Auf und Ab auf dem 10 km langen Weg über die Mitterfeldalm summieren sich die Höhenmeter auf fast 1700 m. Vom Arthurhaus (1502 m) über die Mitterfeldalm (1668 m) ist man auf dem Weg Nr. 430 etwa 5 bis 6 Stunden zum Matrashaus unterwegs.
 Der Weg beginnt mit einem Schotterweg zur Mitterfeldalm. Von dort geht es weiter über das obere Ochsenkar zum Fuß der Torsäule. Dann folgen Kniebeißer, Schrammbachscharte und der Rand der Übergossenen Alm. Über das flache Firnfeld geht es weiter hinauf über ein steiles Wegstück mit Leitern und Seilen zum Gipfelaufbau. Bei gutem Wetter ist der Weg einfach zu bewältigen. Es ist jedoch kein Wanderweg, sondern ein alpiner Steig im Hochgebirge! Steigeisen sind aber nicht nötig, da der Plateaugletscher ("Übergossene Alm") nur mehr in Gletscherresten existent ist. Die Übergossene Alm ist der einzige Gletscher der Salzburger Kalkalpen.

Amateurfunkstation

Der Amateurfunkverband Salzburg betreibt am Matrashaus eine sog. Relaisstation. Sie wird von Funkamateuren zu experimentellen Zwecken genutzt und steht durch ihre Unabhängigkeit vom öffentlichen Stromnetz im Notfall Behörden und Einsatzorganisationen zur Verfügung.

  • Rufzeichen: OE2XHM
  • Sendefrequenz: 438,825 MHz
  • Betreuer: Christoph Winter (OE2WCL)

Schneehöhe

www.schneehoehen.de

Webcam

Webcam am Hochkönig

Blick auf den Hochkönig von Dienten

Info

Höhe 2941 m
Hüttenkategorie Schutzhütte (Kat I)

Kontakt

Reitsam 32, 5450 Werfen, Österreich
+43 6467 7566
matrashaus@oetk.at
matras.schutz.haus

Öffnungszeiten

Januar
Februar
März
April
Mai
Juni
Juli
August
September
Oktober
November
Dezember
geöffnet
zeitweise geöffnet

Durchgehend von 13. Juni bis 3. Oktober

Anreise

Öffentliche Verkehrsmittel

Bischofshofen

Parken

Arthurhaus, Dientener Sattel, Werfen-Dielalm, Pfarrhof in Hinterthal

Weitere Informationen

Preise

Als ÖTK-Mitglied profitierst du neben einem Heimvorteil in über fünf Dutzend ÖTK-Schutzhütten auch bis zu 50% Ermäßigung bei der Nächtigung in Hütten anderer alpiner Vereine in Österreich, Südtirol, Tschechien, Slowakei, Slowenien und Liechtenstein.

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