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Pfarrkirche Hl. Michael Gaschurn
Quelle: Montafon Tourismus GmbH, Autor: Christina Wachter
Foto: Christina Wachter, Montafon Tourismus GmbH_Roland Fritsch
Beschreibung
Pfarrkirche Hl. Michael, Gaschurn
Bereits im Spätmittelalter existierte eine gotische Kapelle in Gaschurn. Zwischen 1631 und 1634 wurde der erste Kirchenbau errichtet. Im Jahre 1869 wurde die neue Kirche eingeweiht. Erbaut in der Zeit des „Historismus“ zeigt dieser Kirchenbau bis heute Zitate mittelalterlichen Formengutes.
130 Meter lang und 134,8 Meter hoch: Das sind die Dimensionen des größten Kirchenbaus in Österreich, des Mariendoms in Linz, erbaut ab 1855 auf Veranlassung des Bischofs Franz Joseph Rudigier (1811–1884). Geweiht wurde der Dom allerdings erst 40 Jahre nach dem Tod des Bischofs. In seiner Heimat, dem Montafon, konnte Franz Joseph Rudigier aber bereits 1869 die Michaelskirche in Gaschurn weihen, unweit von Partenen gelegen, dem Ort, wo Rudigier in ärmlichen Verhältnissen aufgewachsen ist und mitunter Ziegen gehütet hat. Prägend für die Michaelskirche sind die neuromanische Bauweise und im Inneren die nazarenische Kunst, beides historisierende und damit für das 19. Jahrhundert typische Stile. Die Anlehnung an die romanische Bauweise des späten Mittelalters zeigt sich am relativ schlicht gehaltenen Kirchenschiff mit seinem Satteldach und am Turm mit seinen Zwillingsfenstern. Der nazarenische Stil im Inneren findet seinen Ausdruck in den unaufgeregten, auf eine andächtige Wirkung konzentrierten Malereien. Diese stammen von Vertreter der bedeutenden Montafoner Künstlerfamilie Bertle: Josef Anton Bertle (1796–1858) schuf die (heute nicht mehr ausgestellten) Fastenbilder, die Brüder Franz Bertle (1828–1883) und Jakob Bertle (1837–1911) malten das vormalige Hochaltarbild im Chor, die Seitenaltarbilder sowie die Deckengemälde. Das Hochaltarbild allerdings, das den Erzengel Michael im Kampf mit Luzifer zeigt, musste 1907 seinen Platz wechseln, weil der Pfarrer offenbar nicht mehr unter dem Teufel die Messe lesen wollte... Bereits die Vorgängerkirche in Gaschurn, die von 1634 bis 1867 bestand, hatte ein besonderes Kunstwerk vorzuweisen: eine Kanzel in der Form eines Wals, der den Propheten Jonas ausspeit. Nur soll der 1759 geschnitzte Wal nach dem Abbruch der Kirche dem Dorflehrer zum Heizen der Schulstube gedient haben...
Einen weiteren Sakralbau hat Gaschurn mit der malerisch gelegenen Kapelle Maria Schnee von 1637 vorzuweisen, gestiftet vom sagenumwobenen Lukas Tschofen aus Dank für die Errettung aus einer Lawine. Einer anderen Legende nach soll der erkrankte Tschofen gelobt haben, die Kirche zu stiften, wenn es im Sommer schneie und er genese. Nicht immer sehr besinnlich dürfte es übrigens nach dem Gottesdienst in der Michaelskirche in der Tanzlaube zugegangen sein, die als Versammlungsort, Unterhaltungslokal und wohl auch für das eine oder andere musikalisch untermalte Rendezvous diente.