Österreich
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Sühnekreuz Kirchabüahl
Quelle/Autor: Kleinwalsertal Tourismus eGen
Beschreibung
Was es mit den Sühnekreuzen auf sich hat.
Unscheinbar und bemoost stehen in Mittelberg drei uralte Steinkreuze am Straßenrand. Ihre Bedeutung wird unterschiedlich ausgelegt, denn sie sind mit einem Hauch des Außergewöhnlichen umgeben. Sühnekreuze stehen auch im benachbarten Allgäu. Sie wurden im 14. - 16. Jahrhundert von Tätern errichtet, die sich eines schweren Verbrechens schuldig gemacht hatten – Mord oder Totschlag. Nicht nur Strafe, sondern auch Sühne wurde dem Unhold auferlegt. Meist eigenhändig musste er das Sühnekreuz aus einer Steinplatte hauen und am Tatort aufrichten.
Dieses Kreuz und noch zwei weitere wurden vermutlich von einem Mann errichtet, der mit seinen drei Brüdern in Bödmen nach einem Trinkgelage in einen handfesten Streit geraten war. Der erste Bruder wurde an der Jörihalde in Bödmen getötet. Das Sühnekreuz steht dort am Wegrand. Der Zweite fand hier auf dem Kirchabühl den Tod und der Dritte bei einem Holzschopf nahe des heutigen „Café Behringer“. Jenes Kreuz wurde im Jahre 1935 entfernt. Zu beiden Seiten des Sühnekreuzes wurde je ein „Züüga“ – ein steinerner Zeuge des Verbrechens – eingegraben.
Es existiert ein Sühnebrief aus dem Jahre 1455, verfasst in Trausdorf/Burgenland. Hier ein Auszug: „Ich Pfaff Gilig, der Schuldige, bekenne öffentlich mit dieser Niederschrift, dass der Erbende Thoman Drescher und seine Verwandten, mich, den Pfaff Giligen aus Gschies auf Ihre Klage verurteilt von den ehrsamen und weisen Richtern und Ratsherren im Gefängnis mit Züchtigungen gehabt haben wegen Mords an Peter dem Drescher. Wegen dieser Tat wäre ich mit dem Tode zu strafen gewesen, doch nach Gefängnis und Züchtigung wurde ich mir das zunächst um Gottes Willen und danach wegen frommer Leute Bitten erlassen. Und so blieb mir die Todesstrafe erspart mit folgender Auflage, dass ich an derselben Stelle, wo der Peter Drescher ermordet worden ist, machen lassen soll ein steinernes Kreuz. Auch soll ich Buße tun, auf das Grab gehen, mit 32 Personen, jede mit Wachskerzen. Danach soll ich ausrichten eine Wallfahrt nach Rom (...). Und das soll alles geschehen binnen Jahresfrist.”