Torsäule, die Wächterin des Hochkönigs mit über 36 Kletterrouten

Quelle: ÖTK, Autor: Michael Platzer

Torwächter des Hochkönigs: die Torsäule (Ostseite) vom Höllental in Bischofshofen aus gesehen
Blick auf die Torsäule (Westseite) vom Schartensteig, im Hintergrund Bischofshofen
Kletterer in der Südwand der Torsäule

Beschreibung

Die Törsäule, an ihr muss man vorbei, wenn man zum Hochkönig aufsteigen will. Hier hat der Bergsteiger in etwa die Hälfte des Weges absolviert. Die gewaltige Felspyramide drängt sich immerzu ins Blickfeld, als sei sie mächtiger als der König selbst. Das hat einen Grund.

Hier durchstoßen mächtige Gipfel die Landschaft und es treten Felsformationen offen zutage. Hier ist die Grenze der Besiedelbarkeit erreicht und die Luft wird zunehmend dünner. Hier trennt sich die Spreu vom Weizen. Bergsteiger zum Hochkönig machen hier Rast, haben aber kaum Zeit zum Atmen. An der Wächterin zeigt sich, wer die notwendigen Voraussetzungen mitbringt, um zum König durchgelassen zu werden. Wer sie nicht erfüllt, den zwingt ein plötzlich aufziehendes Schlechtwetter zum Umkehren. Ist sie gnädig, öffnet sie den Himmel und lässt dich bei blitzblauem Schönwetter zum König der Berge aufsteigen, auf dessen Gipfel das Matrashaus des ÖTK thront. 

Die Torsäule (2588 müA) ist eine sehr steile, etwa 500 Meter hohe Kalksteinformation an der Ostflanke des Hochkönigs in den Berchtesgadener Alpen. Sie gehört zur Gemeinde Werfen (St. Johann im Pongau). Wer den Hochkönig von Osten her besteigt, muss an dieser gewaltigen Felspyramide vorbei, die sich immerzu ins Blickfeld drängt, als sei sie mächtiger als der König selbst. Sie ist aber nur die Wächterin des Hochkönigs - die Torsäule, ein kühner, stolzer Felsturm.

Die imposante Säule, die ein Gipfelkreuz trägt, liegt direkt nördlich des Aufstiegsweges (Weitwanderweg "Arnoweg") vom Arthurhaus zum Hochkönig und hat an der Basis ein Ausmaß von etwa 500 × 200 Meter. In Ost-West-Richtung sieht sie tatsächlich aus wie eine riesige Säule. Ihre nach oben sich verjüngende Südwand (238 m) ist nahezu senkrecht, während die anderen Seiten durchschnittliche Neigungen von etwa 60 bis 80° haben. 

Lage

Strukturell ist die Torsäule dem Bergkamm vorgelagert, der das Hochplateau des Hochkönigmassivs und seinen Plateaugletscher auf der Ostseite umrahmt und sich wie eine Felsarena halbkreisförmig zur Säule und in Richtung Salzachtal öffnet. Die Torsäule liegt in Luftlinie etwa zwischen dem Ostgipfel der Schoberköpfe (2666 und 2708 m) und der Königs- und Bratschenköpfe (2630 bis 2857 m). Auf ihrer Rückseite (nördlich) fällt sie zum Eiskar ab, über dem am Steilhang der Schoberköpfe die „Teufelskirche“ mit der Höhle liegt. Das lang gestreckte, felsdurchzogene Kar auf der Südseite, an dessen Fuß der Anstieg vorbeiführt, trägt den Namen Ochsenkar.

Fotomotiv

Bei guter Zeiteinteilung – Aufbruch im Morgengrauen – kann man am Fuß oder beim Passieren der Torsäule den Sonnenaufgang erleben, der genau im sichtbaren Himmelsausschnitt erfolgt. Wenn man etwa 1 Stunde vorbei an der Torsäule aufgestiegen ist, sieht man ihre abgerundete Spitze ein letztes Mal vor dem Hintergrund des Tennengebirges und den Morgenwolken, bevor sie unter dem Hochplateau des Hochkönig versinkt.

Klettern

Die Südwand der Torsäule ist mit über 36 Routen die meist bekletterte Wand am Hochkönig. Einige davon werden sehr häufig begangen und zählen zu den Toprouten der nördlichen Kalkalpen: wie Jolly Joker (9), Opera Vertikal (8+), Afrika (8), Hiata Bua und Madl (7+).

Die Akkubohrmaschine ist beim Klettern nicht mehr wegzudenken. Mit ihr werden zur Absicherung der Kletterrouten Bohrhaken in kompakten Fels gesetzt. Sehr zum Unmut vieler Kletterer, allen voran dem Salzburger Albert Precht, der eine kompromisslose Kletterethik vertritt. Mit seinen über 1000 Erstbegehungen, v. a. am Hochkönig und im Tennengebirge, gilt er als Legende in den Alpen. Er klettert mit Sigi Brachmayer 1993 ohne Bohrhaken Direttissima bis zum Gipfel der Torsäule, ganz nach dem Motto des italienischen Kletterers Emilio Comici, der den Begriff prägte: "Ich möchte eines Tages eine Route klettern und vom Gipfel einen Tropfen Wasser fallen lassen – und dieser zeigt mir, wo meine Route verläuft.“ Die legendäre "Philadelphia-Route" (8, A0, E6) war geboren. Sie führt in acht Seillängen durch die teils grifflose und glatte Südwand, die sich kaum absichern lässt. Nach ausgiebiger Vorbereitung versucht der junge Salzburger Rudi Hauser mit Georg Lehner im Sommer 2010 die spektakuläre Route zu begehen - ohne Bohrhaken, aber mit einigen Microkeilen für die Schlüsselpassagen in noch unbekanntem Grad. 

Video

Servus-TV Reportage Hochkönig

Kontakt

5452 Reitsam, Österreich

Anreise

Öffentliche Verkehrsmittel

Von Deutschland über Salzburg bis nach Bischofshofen. Direkt vor dem Bahnhofsgebäude in Bischofshofen fährt der Bus nach Mühlbach am Hochkönig ab. Natürlich stehen auch Taxis zur Verfügung.

Anfahrt

Nur 50 min. südlich von Salzburg, bist du schneller im Arthurhaus als du denkst. Das Arthurhaus liegt am Fuße der Mandlwände (südliche ausläufer des Hochkönigmassivs), 7 km oberhalb des verträumten Bergdorfes Mühlbach am Hochkönig. Die ausgebaute Panoramastraße zweigt in Mühlbach in Nähe des Ortskerns ab und ist sehr gut beschildert.

Vom Arthurhaus (1502m) wanderst du auf breitem Weg (Nr. 430) hinauf zur Mitterfeldalm (1669m). Nach einem etwas flacheren Wegabschnitt senkt sich der Wandersteig Nr. 430 zur „Kleinen Gaißnase“ hinab (seilversichert!) und dann über einen steilen Geröllhang zum Ausgang des sogenannten „Ochsenkars“ hinauf. Auf der anderen Seite des Grabens windet sich der alpine Bergpfad über den langen „Ochsenriedel“ hinauf zum Fuß der Torsäule (2588 m).

Parken

Berghotel Arthurhaus, kostenpflichtig.

Webseite: www.arthurhaus.at

Aktivitäten in der Umgebung

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