Schwierigkeit |
II+
schwer
|
Aufstieg
|
1950 hm |
Abstieg
|
1950 hm |
Tiefster Punkt |
Schnann/Schnanner Klamm 1225 m |
Höchster Punkt |
Vorderseespitze 2889 m |
Dauer
|
8:15 h |
Strecke
|
14,4 km |
Vorderseespitze - alpine Klettertour über den Ostgrat
Quelle: Alpenverein Innsbruck, Autor: Josef Essl
Die Tour
Die Vorderseespitze erhebt sich mit ihrer gewaltigen Felspyramide hoch über den Ortschaften von Pettneu und Schnann im Stanzertal. Inmitten der Felsszenerie liegt der noch immer durchaus mächtige Vorderseeferner. Der Anstieg über den Ostgrat ist aufgrund seiner Aussicht und seinen klettertechnischen Herausforderungen äußerst attraktiv. Der Abstieg durch die von Wind und Wasser äußerst brüchige Südrinne verlangt nochmals höchste Konzentration. Rund um die Vorderseespitze erheben sich geologisch besonders reizvolle Bergspitzen aus den grünen und weitläufigen Hochplateaus.
Gleich zu Beginn geht es durch die Schnanner-Klamm, die aber nur von kurzer Dauer ist, denn schon bald öffnet sich das Tal. Wir passieren eine große Talsperre und wechseln schon bald auf die orographisch rechte Seite. Der Steig führt uns durchwegs steil und im oberen Abschnitt in einigen Kehren hinauf zum weiten Hochplateau des Alperschonjochs. Nur ca. 80 HM oberhalb bildet der Ostgrat der Vorderseespitze seinen Ausläufer. Ein kurzer Anstieg führt uns zum Einstieg dieser alpinen Klettertour. Ab dem Einstieg in den Grat zeigen uns kleine Steinmänner immer den Wegverlauf. Der Anstieg erfolgt einmal südlich und dann wieder nördlich bergann. An einigen Stellen ist auch ein direkter Anstieg über die Gratschneide. Auf 2750 m betreten wir den Vorderseeferner. Wir durchqueren diesen beinahe spaltenlosen Gletscher und gelangen an den Fuß der Doppelgipfel. Das Gelände ist ausgesetzt, klettertechnisch halten sich die Schwierigkeiten jedoch in Grenzen, erreichen wir den Vorgipfel. Nun folgt ein kurzer Abstieg, der uns einen ersten Tiefblick in die Südrinne gewährleistet. Die letzten Meter zum Hauptgipfel sind zwar steil, klettertechnisch aber unschwierig.
Der Abstieg über die äußerst steile Südrinne erfordert höchste Konzentration und klettertechnische Fähigkeiten im II. Schwierigkeitsgrad. Nach ca. 250 HM geht die Rinne in ein weitläufiges Schotterkar über. Rasch ist der Höhenweg 601/E4 erreicht. Wir folgen dem Steig in leichtem Auf und Ab, teilweise auch ausgesetzt zum Alperschonjoch, passieren dieses und steuern über den Steig Nr. 601 unschwierig das Flarschjoch an. Auf der Südseite geht es anschließend in wenigen Minuten zur Ansbacher Hütte.
Der Abstieg von der Schutzhütte erfolgt über den Steig Nr. 633 über die Fritzhütte und weiter in direkter Linie und zahlreichen Kehren direkt hinunter zum Ausgangspunkt der Schnanner Klamm.
Autorentipp
Die Tour auf die Vorderseespitze sollte nur bei einer stabilen Wetterlage unternommen werden. Ist der Anstieg an einem Tag zu weit, so kann dieser mit einer Übernachtung auf der Ansbacher Hütte aufgeteilt werden.
Darüber hinaus sollte man sich mehrer Tage in dieser Berglandschaft gönnen und den durchaus alpinen Augsburger Höhenweg begehen. Weitere Übernachtungsmöglichkeiten sind die Augsburger Hütte
Info
Karte
Details
Zustieg | 80 m, 10 min |
Kletterlänge | 1200 m, 1:45 h |
Kondition
|
|
Erlebnis
|
|
Landschaft
|
|
Gefahrenpotential
|
|
Exposition |
N
O
S
W
|
Beste Jahreszeit
Wegbeschreibung
Start
Schnann/Eingang Schnanner Klamm (1220 m)
Ziel
Schnann/Eingang Schnanner Klamm (1220 m)
Weg
Wir starten unsere heutige landschaftlich besonders reizvolle und alpin fordernde Berg- und Klettertour direkt am nördlichen Ortsende von Schnann beim Eingang in die Schnanner Klamm. Die Klamm ist anfangs eng und die Felswände sind vom Bach über Jahrtausende glattpoliert worden. Die senkrecht in die Höhe ragenden Felswände weisen zahlreiche eingebohrte Sportkletterrouten auf. Durch ein herausgeschnittenes Felstor treten wir in die Klamm ein und durchschreiten sie über den Klammsteig (Eisenstege). Die eigentliche Wanderung der Klamm ist leider nur von kurzer Dauer, denn gleich dahinter öffnet sich das Schnanner Tal. Wir folgen anfangs dem Steig, gelangen jedoch schon bald auf eine Baustraße. Den Blick auf eine große Geschiebesperre gerichtet erreichen wir einen kurzen Tunnel, den wir durchqueren. Nach dem Tunnel geht die Straße wieder in einen Steig über und bei einem Bächlein (Wegtafeln) zweigen wir linkerhand ab (rechterhand ginge es zur Fritzhütte). Der Anstieg ist durchwegs steil und die Hänge zum Bach sind abschüssig und häufig rutschig, weshalb Trittsicherheit ein ständiger Begleiter sein muss. Auf knapp 1700 m Seehöhe wechseln wir auf die orographisch rechte Bachseite und folgen dem Steig in direkter Linie durch den Graben. Anfangs über Wiesenböden, die nach Regenfällen gerne rutschig sind, wird der Anstieg zusehends angenehmer. Wir passieren tiefeingeschnittene und von den Niederschlägen ausgewaschene Gräben, durchqueren kleine Bächlein und üppige Latschenbestände. Den Wald haben wir schon lange hinter uns gelassen und blicken bereits hinauf zum Alperschonjoch. Es wirkt zum Greifen nahe und dennoch müssen wir uns noch gedulden, denn jetzt warten noch einige Kehren bis zum 2303 m hoch gelegenen Alperschonjoch. Das Joch liegt oberhalb eines Hochplateaus, umgeben von hohen und schroffen Gipfeln der Lechtaler Alpen.
Markant zieht linkerhand der felsige Ostgrat von der Vorderseespitze beinahe bis zum Hochplateau herunter. Vom Alperschonjoch steigen wir ca. 80 Höhenmeter bis zum Felsansatz auf. Hier beginnt die Kletterei gleich im II. Schwierigkeitsgrad. Etwas linkerhand gelangen wir zum 1. Steinmännchen, die uns nun über den gesamten Grat begleiten werden. Der Anstieg wechselt nun zwischen Gehgelände und Felskletterei ab, wobei der Anstieg einmal südlich, dann wieder etwas nördlich und auch direkt entlang der Gratschneide erfolgt. Auf 2750 m blicken wir das erste Mal auf den noch durchaus ansehnlichen Gletscher des Vorderseeferners. Es folgt ein kurzer Abstieg über Geröll zum Ferner. Leichtsteigeisen oder Snowline Spikes sollten für die Querung unbedingt mitgeführt werden, denn der Gletscher ist zumeist blank. Wir queren den Gletscher in leicht diagonaler Richtung bis zum steilen Felsansatz. Nach Ablegen der Leichtsteigeisen oder Snowline Spikes folgt ein kurzes steiles Gehgelände bis uns ein Felsriegel den Weg versperrt. Doch recht ausgesetzt wird dieser Felsriegel umklettert, bevor wir in weiterer Folge in direkter Linie im durchaus II. Schwierigkeitsgrad zum Vorgipfel emporklettern. Vom 2874 m hohen Vorgipfel folgt nun ein kurzer Abstieg im durchaus rutschigen Schuttgelände bis zum Beginn der Südrinne. Hier kann man schon einmal einen Blick in die Rinne wagen, die wir nach unserer Gipfelbesteigung abklettern müssen. Von der Scharte sind es nur mehr wenige Minuten Aufstieg, bis wir auf dem Hauptgipfel der Vorderseespitze (2889 m) stehen. Nach einer ausgiebigen Rast und einem grandiosen Rundumblick, folgt der Abstieg zur ersten Scharte (Südrinne). Der Abstieg erfordert absolute Konzentration und Trittsicherheit, denn das Gelände ist sehr brüchig. Immer wieder folgen kurze Felsabsätze, die abgeklettert werden müssen (II. Schwierigkeitsgrad). Nach ca. 30 Min. erreichen wir ein weitläufiges Schotterkar, welches wir mit Blick auf den schönen Vordersee in direkter Linie unschwierig und durchaus flott absteigen. Ab ca. 2560 m wird die Landschaft wieder etwas kontrastreicher. Über freies und mit alpinen Wiesen durchzogene Landschaft steigen wir in direkter Linie ab und münden auf ca. 2300 m in den Augsburger Höhenweg (Nr. 601/E4) ein. Wir folgen diesem in östlicher Richtung. Doch schon bald zieht sich der Steig durch die Südabstürze der Vorderseespitze und ist an einigen Stelllen durchaus etwas ausgesetzt. Seilsicherungen helfen aber die exponierten Stellen gut zu überwinden.
Haben wir das Alperschonjoch erreicht, folgen wir dem Steig Nr. 601 sanft ansteigend in östlicher Richtung (es bestünde auch die Möglichkeit auf die Sam-Spitze aufzusteigen). Nach ca. 15 Min. erreichen wir eine weitere Wegabzweigung und folgen nun dem Steig rechterhand hinauf zum Flarschjoch (2464 m). Sanft geht es südseitig knapp 100 Höhenmeter über Bergwiesen bergab, münden in den Steig Nr. 633 ein und erreichen schließlich die schön gelegene Ansbacher Hütte (2376 m).
Nach einer ordentlichen Rast und Stärkung auf der Sonnenterrasse folgt der Abstieg über herrliche Bergwiesen hinunter nach Schnann. Der Steig windet sich dabei hoch über dem Stanzertal in zahlreichen Kehren talwärts. Auf 1727 m erreichen wir die bewirtschaftete Fritzhütte. Wir bleiben auf dem Steig Nr. 633 und folgen diesem in einigen Abschnitten zwischen den Felsen durchaus steil in zahlreichen Kehren talwärts. Wir queren zuletzt eine Forststraße, passieren ein Steinschlagnetz und queren zuletzt über eine Holzbrücke den Schnanner Bach, bevor wir den Ausgangspunkt erreicht haben.
Anreise
Öffentliche Verkehrsmittel
Mit der Bahn bis St. Anton. Anschließend mit dem Bus 4242 in wenigen Minuten zurück nach Schnann (www.oebb.at, www.postbus.at)
weitere Infos: siehe Anfahrtsplaner (unterhalb von Service)
Anfahrt
Von Osten
Auf der A12 bis zur Ausfahrt Paznaun. Weiter auf der Schnellstraße S16 bis zur Ausfahrt Schnann. Vorbei an der Bäckerei Ruetz, unter der Bahn durch und ein kurzes Stück zurück in östlicher Richtung. Nun in nördlicher Richtung unter der Landesstraße L68 durch und hinauf in den Ort von Schnann. Kurz links und dann rechts hinauf in Richtung Schnanner Klamm (beschildert).
Von Westen
Von Vorarlberg kommend auf der S16 durch den mautpflichtigen Arlbergtunnel. Weiter bis zur Ausfahrt Schnann. Weiter siehe oben.
Alternativ kann die Anfahrt auch über die B197 Arlbergstraße/Arlbergstraße erfolgen.
weitere Infos: siehe Anfahrtsplaner (unterhalb von Service)
Parken
Direkt vor dem Eingang zur Schnanner Klamm gibt es einige gebührenfreie Parkmöglichkeiten.
Weitere Informationen
Ansbacher Hütte (2376 m/DAV): Tel. +43/(0)676/8429/27136, E-mail: ansbacherhuette@gmail.com, www.ansbacherhuette.at, geöff. von Ende Juni bis Mitte/Ende September
Infos zu Snowline Spikes: www.kochalpin.at
Ausrüstung
Normale Bergausrüstung (sehr gute Bergschuhe mit griffiger Sohle), warme Kleidung, Leichtsteigeisen oder Snowline Spikes (www.kochalpin.at), Stöcke, Sonnenschutz
Sicherheitshinweise
Die alpine Klettertour auf die Vorderseespitze ist ein ernstes Unterfangen. Klettern im Schwierigkeitsgrad II+ (im Alpenvereinsführer von 1986 sogar mit III angegeben) muss sicher erfolgen. Schwindelfreiheit ist obligat. Besonders problematisch ist der Abstieg durch die Südrinne. Hier muss ebenfalls absolute Trittsicherheit und Klettern im II. Schwierigkeitsgrad (im Abstieg) gewährleistet sein.
Der Vorderseeferner ist zumeist blank. Eine Querung sollte unbedingt mit Leichtsteigeisen oder Snowline Spikes erfolgen. Die Spaltengefahr ist äußerst gering.
Die Mitnahme eines Steinschlaghelms wird dringend empfohlen.