Veranstalter | Modern Studio Freising e. V. |
Veranstalter-Adresse | Haxthausen 14, 85354 Freising, Deutschland |
Quelle | Stadt Freising |
42. Literarischer Herbst - Dirk Reinhardt — No Alternative
JUZ Vis-a-Vis
Simona Mulazzani
Die Veranstaltung
„Die Klimakleber haben mal wieder einen Flughafen lahmgelegt, dieses Mal den großen Flughafen Frankfurt … Das sind keine Klimaaktivisten, das sind Leute, die nur rumlungern und die arbeitende Bevölkerung nerven. Die gehören alle eingesperrt…“, schreibt eine Dame aus dem schönen Weilheim an eine Tageszeitung zum Thema Klimaproteste.
Um genau solche jungen Leute, die Umweltzerstörung und Ausbeutung der Natur nicht länger hinnehmen wollen, geht es in Dirk Reinhardts Roman. In seiner Beschreibung der fiktiven Gruppe „No Alternative“ hält er sich an radikale Aktivisten, wie es sie in Großbritannien und den USA gibt oder gegeben hat. Emma, Valerie, Noah und Vincent bilden in einer geheimen versteckten Wohnung eine Zelle dieser Gruppierung im Frankfurter Raum. Ihre gemeinsame Herausforderung besteht darin, radikale Aktionen zu planen und durchzuführen, um die Menschen aufzurütteln, ihnen klar zu machen, dass es für unseren Planeten sehr bald zu spät sein könnte. Außer dieser Zielvorstellung ist mitunter erstaunlich wenig da, was die vier wirklich eint. Das beginnt bereits bei der Motivation. Emma, Hauptfigur und eindeutige Sympathieträgerin, wurde durch Leid und Schmerz auf diesen Weg geführt. Traumatisiert durch den frühen Unfalltod ihres Vaters findet sie Geborgenheit beim Großvater, der als Leuchtturmwächter auf einer Nordsee-Insel eine unauslöschliche Liebe zur Natur in ihr entfacht. Später, als sie begreift, wie gefährdet und bedroht ihr Paradies ist, schließt sie sich radikalen Umweltschützern an und muss mitansehen, wie ihr geliebter Freund und Partner bei einer Verfolgungsjagd zu Tode kommt. Seitdem kann ihr keine Aktion riskant genug sein.
Der sanfte und nachdenkliche Noah hat als Jugendlicher bei friedlichen Blockaden und Demos von Greenpeace und Fridays for Future mitgemacht. Als er bei einem Zusammenstoß zwischen Autonomen und Polizei als eigentlich Unbeteiligter schwer verletzt wurde, sei das für ihn die Rechtfertigung für krassere Aktionen gewesen, bekennt er Emma.
Im Kontrast zu ihm steht Vincent, ein schroffer, wortkarger Hüne, der mit dem Gewaltverbot der Gruppe immer wieder Probleme hat. Zudem ist er nicht bereit, die Leitungsposition von Valerie anzuerkennen, die diese mit ihrer Persönlichkeit völlig ausfüllt. So schwingen Überzeugungen, Zweifel und Fragen der Akteure immer mit hinein in die spannende Handlung und regen zum Nachdenken an. Außerdem durchziehen fünf Manifeste der Gruppe das Buch und fordern den Leser heraus, selbst eine Haltung zu suchen zu dieser Art von Klimaprotest. Enorm schwierig.
Dirk Reinhardt wurde 1963 in einem Dorf bei Gummersbach geboren. In Münster studierte er Geschichte, promovierte und arbeitete als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität und als freier Journalist. Seit 2012 schreibt er Jugendromane zu wichtigen zeitnahen Themen, die vielfach mit Preisen ausgezeichnet wurden. Er lebt und arbeitet in Münster.